Neugeborenes mit Magensonde

Arbeitsgruppe Neonatologie

Für eine angemessene Versorgung von Früh- und Neugeborenen in Laos

Der erste Lebensmonat eines Menschen ist der gefährlichste: Oft funktionieren nach der Geburt die Atmung, der Kreislauf oder die Verdauung noch nicht richtig, zudem drohen Infektionen. Ohne medizinische Hilfe würden viele Neugeborenen nicht überleben oder dauerhafte Schäden davontragen. Das gilt insbesondere für Frühgeborene.

Das ist in Laos nicht anders als in der Schweiz – nur dass es in laotischen Spitälern noch kaum Neonatologie-Abteilungen gibt. Unsere Arbeitsgruppe Neonatologie setzt sich seit 25 Jahren dafür ein, dass Früh- und Neugeborene in Laos fachgerecht versorgt werden können.

Dr. med. Marion Mönkhoff im Gespräch mit einer laotischen Kollegin

Die frühen Jahre

Seinen Ursprung hat das Swiss Laos Hospital Project in der Gynäkologie und in der Geburtshilfe. Eine Gruppe von Gynäkologen und Hebammen um Dr. med. Urs Lauper engagierten sich seit dem Jahr 2000 am Mother and Child Hospital in Vientiane und konnten dort rasch erste Fortschritte bei der Versorgung von Schwangeren und Gebärenden verzeichnen.

Aber es starben weiterhin viele Neugeborene nach der Geburt. Deshalb sind seit 2003 auch Neonatolog:innen in Laos im Einsatz. Zu jenem Zeitpunkt gab es in ganz Laos keine funktionierende Neonatologie-Abteilung. Selbst im Mother and Child Hospital fehlte es an allem: an ausgebildetem Personal, an angemessenen Räumlichkeiten, an medizintechnischem Material, an Medikamenten, an der Hygiene.

Über die Jahre hat unsere Arbeitsgruppe Neonatologie nicht nur ihre laotischen Kolleg:innen in zahlreichen Workshops und Bedside-Teachings geschult, sondern auch die kleine Abteilung mit ihren vier Betten zu einer gut funktionierenden Neonatologie ausgebaut.

Neonatologie-Abteilung in Vientiane

Erfolgreicher Aufbau einer modernen Neonatologie in Vientiane

Ein wichtiger Schritt war der Umzug in das neue Mother and Newborn Hospital (MNH), das 2015 dank der finanziellen Beteiligung des SLHP eröffnet werden konnte.

Heute gibt es dort eine gut ausgestattete Neonatologie mit einer ausgebildeten Neonatologin, die mit ihrem Ärzte- und Pflegeteam bis zu 35 Neugeborene fachgerecht betreuen kann – inklusive Atemunterstützung (Beatmung und CPAP), zentrale Katheter und intravenöser Ernährung. Auch die notwendigen Diagnostikmöglichkeiten sind vorhanden, von Ultraschall über Blutgas-Analyse bis hin zur Augenuntersuchung für Frühgeborene. Zudem ist das MNH das Ausbildungszentrum für das Personal der übrigen Neugeborenen-Abteilungen im Land.

Nach 20 Jahren Aufbauarbeit dürfen wir sagen: Die Neonatologie im Mother and Newborn Hospital ist ein Erfolg. Allerdings kann die Abteilung weiterhin nur dank der kontinuierlichen Unterstützung des Swiss Laos Hospital Project überleben: Verbrauchsmaterialien sind teuer, die Wartung und Reparatur von Geräten für laotische Verhältnisse unerschwinglich. Gleiches gilt für Medikamente, intravenöse Ernährung und Blutgas-Kartuschen, die man zur Bestimmung der Sauerstoffversorgung der Neugeborenen braucht. Ohne die Spenden aus der Schweiz müsste das MNH seine Neugeborenen-Abteilung schliessen.

Dr. med. Paul Hasters beim Ultraschall-Teaching

Ein Neonatal Network für Laos

Unsere Arbeit beschränkt sich nicht auf die Hauptstadt Vientiane. Ziel ist es, in den grossen Provinzspitälern mit hohen Geburtenzahlen je eine Neonatologie-Abteilung aufzubauen, die kranke Neugeborene und Frühgeborene fachgerecht versorgen kann. Zudem sollen diese Abteilungen als Ausbildungszentrum für Pflegende, Hebammen und Ärzte der kleineren Distriktspitäler dienen.

Über die Jahre ist so ein Netzwerk aus neun Neugeborenen-Abteilungen entstanden, mit denen wir – zu unterschiedlichen Themen und mit unterschiedlicher Intensität – zusammenarbeiten.

Oft beginnt eine solche Zusammenarbeit mit einem Bauprojekt, denn die meisten öffentlichen Spitäler in Laos sind in einem desolaten baulichen Zustand. Indem wir die Sanierung oder den Neubau der Neonatologie-Abteilung nicht nur mitfinanzieren, sondern auch beratend begleiten, stellen wir sicher, dass die Hygiene gewährleistet ist und zweckmässige Arbeitsabläufe möglich sind. Ebenso wichtig ist aber auch die angemessene Ausstattung dieser Abteilungen und die kontinuierliche fachliche Weiterbildung des Personals.

Die grössten finanziellen Beiträge hat das Swiss Laos Hospital Project dank grosszügiger Spenden in Savannakhet, Luang Namtha, Pakse und Phonsavan geleistet. In diesen Spitälern ist die Arbeitsgruppe Neonatologie regelmässig präsent, um sicherzustellen, dass diese Investitionen auch nachhaltig sind. 

Präsentation im Rahmen des Perinatal-Workshops

Aus- und Weiterbildung im Bereich Neonatologie

So wichtig eine funktionale Infrastruktur ist: Letztlich entscheiden das Fachwissen und das Engagement des Spitalpersonals über die Qualität der medizinischen Versorgung.

Deshalb investiert unsere Arbeitsgruppe viel Zeit in den Know-how-Transfer in Form von Bedside Teachings, Tages-Workshops und Webinaren. Dies ist umso wichtiger, als in Laos noch keine Facharzt-Ausbildung im Bereich Neonatologie existiert und es im ganzen Land nur gerade drei Neonatolog:innen gibt.

Zudem finanziert das Swiss Laos Hospital Project immer wieder Weiterbildungen für laotische Ärzt:innen und Pflegende in Thailand.

Frau repariert Brutkasten

Perinatale Medizin und Nachkontrolle

Zusammen mit der Arbeitsgruppe Gynäkologie/Geburtshilfe arbeiten wir daran, den Austausch zwischen unseren beiden Fachbereiche zu vertiefen. Das Konzept der Perinatalmedizin – welche die Gesundheit des Kindes vor, während und nach der Geburt ganzheitlich betrachtet – ist in Laos noch wenig verbreitet. In gemeinsamen Workshops für Gynäkolog:innen, Hebammen und Neonatolog:innen versuchen wir, die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen zu verbessern.

Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Nachkontrolle von Frühgeborenen und schwer kranken Neugeborenen.

Bedside Teaching in einem laotischen Spital durch eine Schweizer Hebamme

Unsere Arbeitsgruppe

Die Arbeitsgruppe Neonatologie wird von Dr. med. Marion Mönkhoff geleitet. Sie besteht aus Kinderärzt:innen und Pflegenden mit einer Spezialisierung im Bereich Neonatologie, Intensivmedizin oder Entwicklungspädiatrie. Diese leisten teilweise seit vielen Jahren regelmässig Freiwilligeneinsätze in Laos. Ebenfalls unentbehrlich sind die Medizintechniker, die unsere Teams begleiten und die Wartung der Geräte in den Neugeborenen-Abteilungen sicherstellen.

Claudia Reichmuth beim Teaching