Jahresbericht 2020
Allgemeines
Der Verein Swiss Laos Hospital Project bezweckt die humanitäre, medizinische und finanzielle Unterstützung von Spitälern, von Ärzten und medizinischem Personal sowie von Patientinnen und Patienten in Laos.
Corona-Pandemie
Im vom Corona-Virus dominierten Berichtsjahr war vieles anders als bisher. Reisen nach Laos waren ab März nicht mehr möglich. Praktisch die gesamte Kommunikation erfolgte digital. So wurde die Jahresversammlung am 9.6. erstmals online durchgeführt.
In den von uns unterstützten Spitälern fehlte es an Medikamenten und täglichen Verbrauchsmitteln. Wir verwendeten einen grösseren Teil unserer Finanzen als budgetiert, um diese zu beschaffen. So konnten wir helfen, die Funktion der Spitäler unter schwierigen Bedingungen aufrecht zu erhalten.
Trotz dieser Einschränkungen konnten medizinische Nothilfe geleistet und mehrere Bauprojekte vorwärts gebracht werden. Dies war nur möglich indem Regine Wehrle, Ärztin und Frau des deutschen Botschafters, unsere Anliegen in Laos kompetent und wirksam vertrat. Ihr gebührt für diesen unbezahlbaren Einsatz ein grosser Dank.
Vorstand
Dieser setzt sich zusammen aus Elisabeth Bandi-Ott (Hausärzte), Hans Ulrich Bucher (Präsident), Cornelia Gawenda (Finanzen), Jacques Gubler (KSW–Phonsavan), Marion Mönkhoff (Vizepräsidentin; Neonatologie), Claudia Reichmuth (Neonatologie, Pflege), Martin Sauter (IT) und Pierre Villars (Gynäkologie und Geburtshilfe). Er traf sich am 13. 1. und am 22. 9. zu einer regulären Sitzung. Dazwischen fanden sieben Video-Konferenzen statt. So konnte rasch mit Massnahmen auf die Corona-Pandemie und Naturkatastrophen reagiert werden.
Mitglieder
Am 31.12.2020 zählte der Verein 134 Mitglieder, davon 3 Ehrenmitglieder (Urs Lauper, Aline Kundig und Peter Neumann) und 14 Mitglieder in Ausbildung. Im Laufe des Jahres gab es 5 Eintritte und 6 Austritte.
Einsätze von Freiwilligen
Im ersten Quartal waren Pascale Widmer und Claudia Hofer in Sam Nuea, Claudia Reichmuth und Marion Mönkhoff in Vientiane im Einsatz. Vom KSW waren 19 Personen in Phonsavan im Einsatz. Sämtlich Freiwilligen konnten Ende März in die Schweiz zurückfliegen, kurz bevor die Grenzen geschlossen und die Flüge abgesagt wurden. Danach waren keine Freiwilligen mehr aus der Schweiz in Laos.
20-jähriges Jubiläum
Zur Feier der Gründung von SLHP als Verein im Jahr 2000 wurde eine Jubiläumsschrift mit vielen Abbildungen gedruckt und an alle Vereinsmitglieder und GönnerInnen verteilt.
Ein im Erlengut in Erlenbach geplantes Jubiläumsfest musste wegen der Corona-Pandemie auf den 4. 9. 2021 verschoben werden.
Zur Feier unseres 20-jährigen Jubiläums fand am 8. Januar in der reformierten Kirche Zürich-Oberstrass ein Benefizkonzert statt. Maristella Patuzzi spielte auf einer antiken Geige Stücke von Brahms, Saint Saëns, Ernst und de Sarate. Sie wurde am Flügel von ihrem Vater begleitet.
Public Relations
Unser wichtigster Kommunikationskanal ist die Website www.swisslaos.ch. Diese verzeichnete 2020 insgesamt 6’000 Besuche (Vorjahr 5’800). Neu wurden grosse Teile der Website ins Englische übersetzt. Zudem konnten wir uns für das «Google Ad Grants»-Programm qualifizieren, was es uns erlaubt, kostenlos Anzeigen in der Google-Suche zu schalten. Daneben berichten wir über aktuelle Ereignisse auf Facebook und Instagram, etwas weniger auf LinkedIn. Wir haben viermal einen elektronischen Newsletter an 375 Abonnenten (Vorjahr 350) und im Herbst 2020 einen gedruckten Newsletter an 1’338 Adressen versandt, zusammen mit der Jubiläumsbroschüre.
Am 11.1. fand in der reformierten Kirche Zürich-Oberstrasse ein Benefizkonzert statt. Maristella Patuzzi begeisterte das Publikum mit ihrer antiken Violine, von ihrem Vater auf dem Flügel begleitet.
Der von Markus Abegg erstellte Film «typisch laotisch» wurde auf Englisch übersetzt.
Der traditionelle Fotokalender 2021 wurde in einer Auflage von 250 Stück produziert.
Projekte
HIV-Prävention
Im Rahmen dieses vom Lotteriefonds finanzierten Projekts wurden 2020 total 9298 HIV-Tests (Vorjahr: 4’555) durchgeführt, davon 8859 bei Schwangeren (Vorjahr: 4’047). 52 (Vorjahr: 18) dieser Tests waren positiv, davon 33 (Vorjahr:12) bei Schwangeren. Die Zunahme der Tests und der positiven Ergebnisse ist dadurch bedingt, dass wegen der Grenzschliessung weniger Frauen zur Geburt ins nahe Thailand gingen. Die HIV-positiven Personen wurden in ein HIV-Zentrum zur kostenlosen Behandlung überwiesen. HIV-positive Mütter mit Säuglingen erhielten zudem gratis Pulvermilch, da sie nicht stillen dürfen, um eine Übertragung des HI-Virus von der Mutter auf das Kind zu verhindern.
Geburtensets
Dieses vom Lotteriefonds finanzierte Projekt ermöglicht eine sichere und saubere Abnabelung, vor allem bei Hausgeburten. 2020 wurden 30‘000 (?) Sets zur sterilen Abnabelung in Laos hergestellt und an Spitäler und Health Centers im ganzen Land verteilt.
Nachuntersuchung von ehemaligen Frühgeborenen
In diesem Projekt werden Frühgeborenen <35 Schwangerschaftswochen bis zum Alter von zwei Jahren mit einem international standardisierten Entwicklungstest nachkontrolliert. Es werden Gesundheitszustand, Wachstum und Entwicklung untersucht und alle notwendigen Impfungen und Therapien verabreicht.
Erster Kaiserschnitt am 30.12.2020 im neuen Operationssaal in Nong Het.
Bauprojekte
Luang Namtha: Im Provinzspital unterschrieben wir im November einen Vertrag für die Renovation von zwei Operationssälen samt dem postoperativen Bereich, einen Sterilisationsraum und einen Aufenthaltsraum für Pflegende und Ärzte.
Muang Kham: Im schon früher mit unserer Unterstützung renovierten Spital konnte mit einer Spende der Fondation Anthropos eine Waschmaschine angeschafft werden. Zudem wurde eine Schule renoviert und Toiletten saniert.
Nong Het: In diesem von der Hausarztgruppe regelmässig besuchten Spital wurde mit finanzieller Unterstützung einer Stiftung ein Operationssaal eingerichtet.
Savannakhet: Im Provinzspital wurden die Pläne und ein Voranschlag für den Bau einer Geburtsabteilung und einer Neonatologie-abteilung erstellt. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Claus Cramer-Stiftung konnte noch im Dezember 2020 mit dem Bau begonnen werden.
Mit einem Sonderkredit unterstützten wir den Ankauf von Schutzmaterial zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.
Nothilfe
Corona-Pandemie: In Laos wurden wenige Covid-19 positive Kranke erfasst. Die Dunkelziffer dürfte jedoch hoch sein, da wenige Tests durchgeführt wurden. Wir stellen Know-how zur Bekämpfung der Pandemie und einen Kredit von 5’000 CHF zur Anschaffung von Schutzmaterial wie Mundschutz und Schürzen aber auch Seife und Waschmittel zur Verfügung.
Flutkatastrophe in Savannakhet: Für die Opfer einer Überschwemmung im Oktober leisteten wir finanzielle Hilfe. Damit konnte Dr. Phommady vom MNH Decken, Kleider und Nahrungsmittel beschaffen und vor Ort verteilen.
Stipendien zur Weiter- und Fortbildung
Eine Ärztin aus dem Mother Newborn Hospital erhielt ein Stipendium für eine zweijährige Weiterbildung in Neonatologie an der Universität Khon Kaen in Thailand.
Die Hausarztgruppe vergab Stipendien an vier laotische Ärzte und zwei Pflegende für Weiterbildungen von 6 Monaten bzw. 1 Jahr in der Hauptstadt Vientiane. Ausserdem wurden Beiträge an Englisch- und IT-Kurse geleistet.
Austauschprogramm für Studierende
Im Jahr 2020 konnten wegen der Corona-Pandemie keine Studierenden ein Praktikum in Vientiane absolvieren. Es gibt eine lange Liste von Interessenten.
Gynäkologie/Geburtshilfe
Im Mother Newborn Hospital (MNH) wurden total 7333 (Vorjahr 7073) Geburten verzeichnet, wovon 2313 (2257) durch Kaiserschnitt. 897 (881) Neugeborene wurden auf der Neonatologie-Abteilung hospitalisiert.
Dr. U. Kullmer war bis am 7.1. im MNH im Einsatz. Dort führte er eine wöchentliche Perinatalkonferenz und Hygiene-Standards im Operationssaal ein.
Neonatologie
Während des verkürzten Aufenthaltes im MNH im März konnten Marion Mönkhoff und Claudia Reichmuth einen Workshop für Ärzte und Pflegende organisieren und das Nachsorgeprogramm von Frühgeborenen überprüfen. Während des Rests des Jahres blieben sie in regem elektronischem Kontakt mit den Laoten zur Lösung von medizini-schen und organisatorischen Problemen.
HausärztInnen
Da die geplanten Einsätze vor Ort nicht durchgeführt werden konnten, wurde mit Video-Konferenzen begonnen. Darin werden Fälle vorgestellt und Richtlinien diskutiert. Diese Form der fachlichen Fortbildung erfährt von den Laoten zunehmendes Interesse, ist jedoch kein vollständiger Ersatz für einen Unterricht vor Ort.
Unter der Leitung von Alphons Schnyder haben die HausärztInnen an einem Workshop ihre Arbeit analysiert und ihre Einsatz-Strategie angepasst.
KSW–Phonsavan
Das Kantonsspital Winterthur unterhält seit 2010 eine eigenständige Partnerschaft mit dem Provinzspital in Phonsavan, um Wissen, Können und Erfahrungen in verschiedenen Spitaltätigkeiten auszutauschen.
Kurs über Psychosen und Drogen-Abusus vom 12.-14. Februar im Mahosot Hospital, initiiert von den Schweizer Psychiatern Drs. Emilio Bolla, Rafael Traber und Toni Berthel.
Schulung in Spitalmanagement
Die von Dr. Alphons Schnyder in enger Zusammenarbeit mit dem laotischen Gesundheitsministerium geplanten Kurse mussten wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Das Projekt Spital-autonomie in drei Pilot-Spitälern soll jedoch im 2021 weitergeführt werden.
Geräte und Material
Gerade noch vor dem Lock-down kam wieder ein grosser Container mit medizinischem Material und Geräten in Laos an. Dieser wurde von unseren Helfern vor Ort entladen und der Inhalt auf die verschiedenen Spitäler verteilt. Unter den Hilfsgütern waren 6000 chirurgische Gesichtsmasken, die zum Schutz vor dem Corona-Virus höchst willkommen waren.
Ein Knabe mit einer Lungenfehlbildung nach der erfolgreichen Operation.
Unterstützung von einzelnen Patienten
Ein Knabe mit einer angeborenen Lungenfehlbildung konnte nach Hanoi transportiert und dort erfolgreich operiert werden. Dieser Transport auf dem Landweg über geschlossene Grenzen war nur dank eines aussergewöhnlichen Einsatzes von Regine Wehrle möglich, indem sie ihre ärztliche und diplomatische Kompetenz einbrachte (siehe Bericht auf Facebook).
Einer jungen Frau wurde die operative Korrektur eines Herzfehlers finanziert. Weil ihr dazu eine künstliche Klappe eingesetzt wurde, muss sie dauernd antikoaguliert werden, was für die Nachbetreuung eine besondere Herausforderung bedeutet.
Aufgrund dieser Erfahrungen wurden Kriterien für die Übernahme von Behandlungskosten für individuelle Patienten formuliert.
Dank
Trotz der Corona-Pandemie konnten wir im Berichtsjahr in Laos einiges bewegen, zum Teil auf neuen Wegen.
Dies war nur möglich durch den unentgeltlichen Einsatz von vielen Freiwilligen und die Unterstützung von zahlreichen Sponsoren.
Ihnen allen möchte ich dafür im Namen der laotischen Regierung und Bevölkerung ganz herzlich danken.
2. Februar 2021
Prof. em. Hans Ulrich Bucher, Präsident
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